Sonntag, 27. Mai 2012

Anke the Moralapostel – Eurovision Song Contest


Ich muss schon sagen, der Eurovision Song Contest kam dieses Jahr sehr plötzlich und dahergeschlichen, vielleicht würde es ja mehr Aufruhr um die ganze Sache geben, wenn man sich hier noch darum kümmern müsste, ob Deutschland überhaupt ins Finale kommt, muss man aber nicht: Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien und Deutschland sind die größten Geldgeber der EBU, der Europäischen Rundfunkunion, was diesen Ländern immer das Recht an der Teilnahme im Finale gibt. Ungerecht, oder? Und es verdirbt einem ja auch noch den Nervenkitzel.

Wer sich außerdem schon immer gewundert hat, was so fern klingende Länder beim ESC machen, dem sei erklärt, dass sich jedes Mitglied der EBU für den Eurovision Song Contest bewerben kann, so auch zum Beispiel Ägypten.


So schau ich also gestern das, öhm, vielfältige Programm an. Am besten hat mir übrigens Rumänien gefallen, naja, nur 12. Platz.

Jedenfalls waren alle heiter, alle froh, vor allem die Schweden, die wussten ja schon, dass sie gewinnen würden, denn die letzten Länder, die ihre punkte vergaben, waren schon dabei sich lieb und fein für die nette Party zu bedanken, die Gastgeber zu loben und ihre Points zu verteilen – doch dann … da kam sie: Die Deutsche, die uns allen noch die Sause kaputt machen wollte, Anke Engelke, Anke, „the human rights activist“, Anke THE BRAVE. Blöd nur, dass keiner irgendwas bemerkt hat …

Von vorn:
1) Unser leicht schwafelnde Kommentator freut sich über die tolle Stimmung auf der Reeperbahn in Hamburg (Was für eine Stimmung soll wohl sonst auf der Reeperbahn herrschen?).

2)Und die Anke bedankt sich also, noch wie es auch sein soll, bei den Gastgebern für ihre „sweet performance“(?!).

3) DANN gibt’s ein deutsches Lob an die „deutschen Helferinnen und Helfer, die einen tollen Job gemacht haben“ auf Deutsch, woraufhin die armen Moderaten in Aserbaischan nur mit irritiertem Frettchen-Blick nicken konnten.

4) Und DANN hat Anke, the Brave, ihren großen Auftritt: Aufgeregt, zu schnell, stolpernd und holpernd spult sie ihren Text ab, dessen Inhalt wohl schon im Vorherein unter den ARD-Leuten bekannt war, wie sie es sagen würde, aber nicht.
Diese Nacht konnte keiner für sein eigenes Land abstimmen, aber es ist „goood“, die Möglichkeit zu haben, zu wählen und es ist gut eine Wahl zu sein … zu haben. Viel Glück auf deiner Reise, Aserbaidschan. Europa beobachtet dich.“
Big Brother, ähm, Europe is watching you?
In die Nase genuschelt.

Das war sie, die Heldentat. „Charmant und klug“ lese ich.
So charmant, dass auch unser Kommentator nur bemerkt, dass sie „einen guten Kommentar“ abgelassen hat. Ich frag mich, ob die Moderatoren irgendwas davon bemerkt haben, was die Anke da so sagt. Wahrscheinlich dachten sie nur „Was labert die da so lange, und dann auch noch auf Deutsch, hat ja nicht mal ein Kleid an, die Olle.“ Hätt' ich wohl gedacht, wenn ich sie nicht verstanden hätte.
Hab ich aber. Und ich find' schon mal nicht charmant. Die Anke ist sonst ja überhaupt nicht politisch, eher dümmlich, in ihren Witzen.
Und einen olympischen Geist in ihrer Aussage kann ich auch nicht finden. Das soll ja schließlich eine friedliche und freundschaftliche Veranstaltung sein. Ich weiß auch nicht, was an der Aussage subtil sein soll, sie kam auf die Party und spuckte den Gastgebern ins Gesicht, die wohl kaum etwas an der „politischen Situation“ dort können und sich große Mühe gaben, es so zu machen, dass es auch einer Anke Engelke from Germany gefallen wird.

Bin ich die einzige, die die Aktion plump, unfreundlich, scheinheilig und unangemessen findet?

Hier ist ein Video, das bei YouTube überall Stürme der Begeisterung hervorruft. Na ja.


12 Kommentare:

  1. Du bist bestimmt nicht die Einzige. :-)

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  2. Nope, fand ich auch strage. Und der Kommentartor geht mir jedes Jahr immer mehr auf die Nerven mit seinem "die schieben sich die Punkte zu." Meine Güte, anderer Geschmack vielleicht? Ich wäre froh, wenn er mal das sein lassen könnte.

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    1. Na ein Glück, dass ich nicht glauben muss, ich wär der einzige Mensch weit und breit, der die deutschen Kommentare und Ansichten etwas .. überheblich findet.

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  3. Ich fands in dem Moment eigentlich nur sehr nett. Aber klar, im Nachhinein wars etwas Strange, kann das auch gut nachvollziehen.

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    1. Viel Glück auf dem Weg dorthin zu wünschen ist vielleicht ganz "nett", aber ich finde, der ganze Kommentar war ziemlich überheblich und gar nicht nett. Vor allem eben im Nachhinein.

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  4. hach! ja ich fand rumänien auch am besten ... ich hoffe das lied schaffts in die charts - das macht ja nur so lust auf sommer!
    das ewige gelaber von "stimmen zuschieben" ist fies ... und jedes mal gibts dann statistiken durch die bewiesen werden muss, dass das jeweilige land auch gewonnen hätte, wenn nicht die nachbarländer geholfen - natürlich aber nur dann wenn die "wessis" gewinnen...
    ich finde es immer ganz toll wie der "westen" über den "osten" urteilt und gute ratschläge erteilt und wie man nicht immer findet dass die menschen "dort" so arm sind ... und dann schaut man sich die einzlnen wahlergebnisse an in denen rechte partein glänzen ...
    ich finde du hast vollkommen recht! das ist eine unterhaltungssendung in der politik nichts zu suchen hatte! ankes tolles polit-statement war für die tonne
    sorry für den roman - könnte ja noch mehr schreiben :D
    lg aus wien

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    1. Oh, im Gegenteil! Danke für den Roman! (:

      Ich freu mich, wenn ich sehe, dass ich nicht alleine dastehe mit meiner Meinung. Und du hast auch so was von Recht ... Das mit Ost-West hab ich gar nicht erst angesprochen, muss aber auch sagen, dass es zum Glück bei solchen Veranstaltungen noch zurückgehalten wird. Manchmal denk ich auch, ich will gar nicht hören, was die Menschen wirklich denken, wenn ich das doch mal aufschnappe. Nervig, man weiß nicht, wie man solche Vorurteile weglöschen soll, sie sind ja da. Ignorieren? Geht auch irgendwie nicht.

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  5. Ich fand Ihren Kommentar eigentlich sehr passend. Mag ja sein, das viele dachten, Politik hätte bei so einer Veranstaltung nichts zu suchen, aber wann bekommt man sonst denn mal die Möglichkeit, auf die (zahlreichen) Missstände dort aufmerksam zu machen. In der täglichen Presse höre ich über dieses Land nur äußerst selten etwas.
    Aus diesem Grund fand ich es eher beschämend, das Anke die einzige war, die auf gut deutsch gesagt "den Arsch in der Hose hatte" - und nicht wie alle anderen "duck und weg".

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  6. Ich fand Ihren Kommentar eigentlich sehr passend. Mag ja sein, das viele dachten, Politik hätte bei so einer Veranstaltung nichts zu suchen, aber wann bekommt man sonst denn mal die Möglichkeit, auf die (zahlreichen) Missstände dort aufmerksam zu machen. In der täglichen Presse höre ich über dieses Land nur äußerst selten etwas.
    Aus diesem Grund fand ich es eher beschämend, das Anke die einzige war, die auf gut deutsch gesagt "den Arsch in der Hose hatte" - und nicht wie alle anderen "duck und weg".

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    1. Nein, ich finde es nicht mutig. Schließlich wusste sie, dass sie gleich wieder vom Bildschirm weg sein würde und die zwei Moderatoren darauf gar nicht reagieren konnten. Wie denn auch?
      Außerdem gehört das dort überhaupt nicht hin, egal wie es formuliert worden wäre. Dazu klang es auch noch so was von von oben herab.

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    2. Naja, der Kommentar war ja auch nicht für die Moderatoren gedacht. Nur weil man vom Bildschirm weg ist, heißt das (zumindest generell) nicht das man "unbescholten" davon kommt, würde man etwas wirklich verwerfliches sagen.
      Ich bin teils deiner Meinung, das es thematisch nicht unbedingt zu so einer Veranstaltung passt. Aber Ihr Ziel war es vermutlich auch, das es möglichst viele hören. So lässt sich vll. auch am effektivsten Druck aufbauen. Ihren Ton habe ich übrigens persönlich gar nicht so stark von oben herab wahrgenommen.

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    3. Er war nicht an die Moderatoren gerichtet, aber ihnen gegenüber unhöflich, weil sie an der ganzen Situation dort nicht Schuld sind. Genauso nicht die Leute, die dort feiern wollten und denen sie ihre Party verderben wollte oder könnte.

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